Something Forever


-Kapitel 2 Teil 5/5 -


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Revolution Nr. 9

Dass in diesem besonderen Sommer auch mein Schicksal neue unbekannte Wege einschlagen würde, war mir nicht klar. Dass George Harrison seit Anfangs des Jahres eine liebevolle brüderliche Beziehung mit dem Krishna-Mönch Syamasundara Prabhu unterhielt und gemeinsame music specials mit ihm realisierte, war mir im Sommer 1969 nicht wirklich klar, um nicht zu sagen, es war mir eher völlig unklar... ich wusste auch nur wenig über den Lebenswandel meiner geliebten Fab Four, die Musik war es, die mich in ihren Bann zog. Das Jahr hatte ja schon gut angefangen, nachdem Weihnachten 68 die Magical Mystery Tour im Fernsehen lief, war im Januar 1969 die Doppel-EP auf den Markt gekommen und hatte alle fasziniert, die sowieso irgendwie die  psychedelische Phase lebten. Dann war am
30.1.69 der Live-Auftritt der Beatles auf dem Dach ihrer Firma Apple in der Savile Row in London, der für Furore sorgte und auf der ganzen Welt als den Neuanfang der Life Beatles verstanden wurde. Im April des gleichen Jahres
erschien die Single "Get Back" von den Beatles und hielt sich 7 Wochen in der Top-Position der englischen Charts, das gleiche auch in den USA einen Monat später. Im Juni erschien die Ballade von John and Yoko und erreichte überall, auch hier in Deutschland. die Top Position in der Hitparade.




(Beatles "Get Back" Rooftop bei YouTube)






Wir Jugendliche waren also mit 17 Jahren zu damaligen Zeit ziemlich eingedeckt mit Hits unserer Helden. Alles war geprägt von dieser Musik um einen herum. Dann im Hochsommer kam "Give Peace A Chance" auf den Markt, und wir hatten das Gefühl, die Beatles schöpfen aus einem Brunnen der ewigen musikalischen Erkenntnis. Dieser Art spirituelle Revolution hatten die Beatles in ihren Köpfen, nicht mit der damaligen Mao-Bibel in der Hand sollte Revolution gemacht werden, sondern mit der Blume im Haar und einer auf Gott und dessen Lobpreis ausgerichteten Seele sollte dieser New Age Song der Beatles die Welt erobern. Sie wollten die spirituelle Revolution der freien, frohen, singenden Menschen erreichen.





(John Lennon "Give Peace A Chance" / YouTube)







Natürlich, das Jahr 1969 war das Jahr der großen Individualisierung der Beatles, Paul Mc Cartneys Versuch ein Get Back in ein Come Back der Beatles anzuschieben misslang gründlich, auch weil er nicht den richtigen Ton traf bei den anderen Bandkameraden, wir können das sehr schön erleben im Film "Get Back", wo Paul den Motor und Bandleader spielt, um alles gut aussehen zu lassen.
Leider zeigt der Film aber auch schon das aufkommende innere Zerwürfnis der Band, im Musikalischen sowie im Persönlichen, so kamen John, George und Ringo zu der Überzeugung, besser ihren eigenen Plänen zu folgen.

John & Yoko Lennon gingen sowieso mehr und mehr ihre eigenen künstlerischen Wege. Sie wollten den Weltfrieden unterstützen und deren Aktivisten, sie wurden politisch aktiver und bereiteten den Boden für Greenpeace, die Grüne Partei und für die Legalise It-Bewegung.

George Harrison zeigte durch seine Hinwendung zum Yoga, zur Meditation und zum Hinduismus auch wenig Lust an einem Come Back der alten Band, sondern war die ganze Zeit über der Meinung, dass es besser wäre, mit Let It Be die ganze Sache gently ausklingen zu lassen, seine ganz persönliche Botschaft war ja bekanntlich, All Things Must Pass.

Ringo Starr hatte seine große Freude am Schauspielern gefunden und zeigt als einziger gute schauspielerische Qualitäten, die sofort vom alten Beatles-Freund Peter Sellers erkannt wurden, von einer Schnapsidee bis hin zum einem fertigen Gedanken war es oft nur eine Partylänge. Wie Peter Sellers die Beatles Songs zu interpretieren verstand, haben wir ja schon weiter oben erleben dürfen, sein Humor kannte wirklich keine Grenzen.
Keine Grenzen hieß eben auch, Humor und Satire bis an die Schmerzgrenze guten Geschmacks.





(Peter Sellers "She Loves You / German version" bei YouTube)







Eine gute Zusammenarbeit sollte zwischen Ringo Starr und Peter Sellers schon im Frühling 1969 enstehen, als beide für das Filmprojekt "The Magic Christian" vor die Camera gingen. Ringo Starr erzählt in der Beatles Anthology über dies Zusammentreffen folgendes :

"Im Februar begannen die Dreharbeiten zu dem Film Magic Christian, in dem ich neben Peter Sellers spiele. Ich hatte das Drehbuch (von Terry Southern) gelesen, und der Startschuß fiel eigentlich, als ich zu Peter Sellers bin und ihm gesagt habe, 'Lass uns diesen Film machen.' Sellers brauchte nur drei Telefonate zu tätigen, und schon hatten wir das nötige Geld zusammen. Ja, so war er. Man konnte den ganzen Tag mit ihm drehen und arbeiten und dann abends noch mit ihm ausgehen, und für gewöhnlich verließ man laut lachend das Lokal, weil er so urkomisch war.

Aber wenn man ihn am nächsten Morgen traf und 'Hi Pete' sagte, durfte man bei ihm wieder ganz von vorne anfangen. Manchmal wurden wir sogar gebeten, den Set zu verlassen. So war Peter Sellers eben, es gab bei ihm überhaupt keine Kontinuität. Mit Terry Southern habe ich mich auf Anhieb gut verstanden. Er bekam die Garderobe neben mir, und wir sind gute Freunde geworden. Die Produzenten haben alle möglichen Schauspieler angerufen oder diese, wenn sie gerade in der Stadt waren, einfach aufgesucht und zum Set geschleppt.

Die Arbeit mit Peter Sellers war wunderbar, und wir haben viel gelacht. Er hat wirklich einen unglaublichen Humor. Manche Takes mussten wir abbrechen, weil wir beide einen hysterischen Lachanfall bekommen hatten. Da brauchte bloß einer von uns den Mund aufzumachen, und schon war alles zu spät. Das kam gar nicht so selten vor.

Peter hatte mir so manchen Kniff beigebracht. In dem Streifen gibt es eine Szene, in der ich eine Menge Text zu sprechen habe. Peter steht dabei rechts von mir und bohrt in der Nase. Wenn man den Film im Kino sieht, kann man verfolgen, wie alle Zuschauer sich von mir weg-, zu ihm hindrehen und denken : 'Oh er bohrt in der Nase.' Ein anderes Mal sagt er mir : 'Achte auf deine Augen, Ringo. Es kommt auf deine Augen an. Weißt du, auf der Leinwand sind sie zwanzig Meter groß.'

John war mit Yoko beschäftigt, ich drehte Filme, das zeigt wohl sehr deutlich, dass die Beatles auseinanderdrifteten. Ich habe das ja schon mal gesagt: Die Energie der Beatles schwand allmählich. Früher waren wir mit tausend Prozent bei der Sache gewesen, doch das war schon lange her. Mittlerweile hieß es nur noch : 'Ach Gott, müssen wir wirklich dorthin? Ich arbeite gerade an dieser Sache, und John ist damit beschäftigt, und George ist mit diesem oder jenem zugange....' Wir hatten inzwischen alle Familie, und unsere Energie wurde zerstreut, weil wir andere Dinge zu machen hatten. ! "





("Magic Christian"-Trailer 1969 bei YouTube)








Sei Du Selbst

Wir sehen gerade an den Äußerungen von Ringo Starr, dass ihm das Lachen und Schauspielern mit Peter Sellers eine Menge Kraft gab, große Freude bereitete und das er genau dieses Feeling langsam vermisste bei den gemeinsamen Arbeiten der Beatles, die Schauspielerei aber gab ihm die Leichtigkeit des Seins zurück. Schon die weisen Vorväter wußten, dass obwohl alle Blumen im gleichen Boden wurzeln und wachsen, so schöpft doch jede aus ihm andere Kräfte und Säfte und entfaltet ihre eigene Art. Genauso entstammen wir Menschen all dem gleichen göttlichen Urgrund, sind innerlich gleichen Wesens; aber jeder entfaltet andere Gaben und Kräfte und bringt andere Leistungen und Erfolge hervor. Es liegt bei jedem selbst, was und wieviel er der einmaligen Eigenart seines Wesenskraftfeldes gemäß aus dem göttlichen Urkraftfeld schöpft und was er daraus macht. Darum sagt uns die altüberbrachte Weisheit aller Völker, deshalb sei Du Selbst.!

Wie Arbeit nach einem physikalischen Gesetz das Produkt von Kraft und Weg ist, so ist Erfolg nach einem psychodynamischen Gesetz das Produkt von Einstellung und Arbeit.

Denn unser Leben bleibt solange ein Produkt der Nichterkenntnis und Ichsucht und darum von Sorgen und Ängsten, Ungewißheiten und Leiden erfüllt, bis wir lernen, uns den Gesetzen des Schicksals anzugleichen.

Das bedeutet, dass wir den Egoismus durch den Altruismus ersetzen und unser Denken und Handeln statt vom vergänglichen Ich durch unser unvergängliches Selbst bestimmen lassen. Im diesem Maße werden wir dann gleichwohl zu Selbstbestimmern unseres eigenen Schicksals.

Ja, wir können an diesem Beispiel sehen, dass jeder der Beatles sein eigenes Spielfeld gefunden hatte, bei allen vieren war die Saat der Liebe aufgegangen, nur hat ein jeder andere Kräfte und Säfte daraus gezogen.
Sir George hatte derweil mit seiner Freundschaft zu den Krishna-Mönchen, und im besonderen zu Syamsundara Prabhu und zu Mukunda Prabhu, seinen ganz persönlichen Yogischen Steilflug unternommen, on his way back home back to godhead, und war auf dem besten Wege vom sagenumwogenen Working Class Hero, zu einem neo-Franz List von Assisi zu mutieren.

Ich werde versuchen, dieses Kapitel seiner Freundschaft mit den Krishna-Yogis noch etwas eingehender zu beleuchten, denn das Jahr 1969 war ja erst jungfräulich in die Frühlingssaison gestartet, aber wie wir sehen war schon eine Menge passiert in den ersten Monaten des neuen Jahres, und wirklich große Ereignisse kündigten sich schon an, am Horizont des Beatles-Universums.




* Ende von Kapitel 2 *

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OM



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A. H. Manusya


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