Harisongbook:
"Taxman"
(von George Harrison,
22.04.1966 EMI Studios London)
22.04.1966 EMI Studios London)
Erwachsen und gereift produzieren die Beatles dann ihre Alben "Rubber soul" und "Revolver", welche die zweite Phase einleitete, die angetörnte Phase würde es George Harrison nennen. Die Beatles hatten sich nicht nur emanzipiert, sondern fingen an, in einem eigenen Kosmos zu leben. Ihr weltweiter Ruhm machte es ihnen unmöglich, wie normale Menschen über die Straße zu gehen. Die Beatles lebten abgeschirmt zwischen Tourneen und Studios auch in einer gedanklichen Eigenwelt.
(Beatles "Taxman" bei YouTube)
George Harrison, so erinnert sich David Fricke, "gelang mit 'Taxman' ein wütendes Lied über die hohen Steuern, die die Beatles zahlen mußten".
Taxman war in seinem Zynismus und dem reduzierten rhythmischen Kick ganz und gar George Harrisons Triumpf, und die anderen drei Beatles wußten das: Harrisons hämischer Hieb gegen diesen steuerlichen Straßenraub durch "here majesty's goverment" gewann die begehrteste Position auf "Revolver" Seite 1, Track 1.
"Zur Zeit von Taxman fiel mir erstmals auf, dass wir zwar so langsam richtiges Geld verdienten, aber den größten Teil wieder abliefern mußten" schrieb George Harrison in seiner Autobiographie "I Me Mine".
Im ersten Couplet des Texts "Let me tell you how it will be / there's one for you, nineteen for me" bezichtigt Harrison die britische Krone außer des Diebstahls auch noch der Heuchelei: Die eine Hand verteilt Orden, derweil sich die andere das Gros der Beatles-Gelder griff. In seiner Autobiographie "I Me Mine" schreibt er: "Eigentllich geben wir das meiste Geld für Steuern aus, das war und ist typisch. Warum muß das so sein? Werden wir für etwas bestraft, das wir zu tun vergessen haben?"
Von der Politik mal ganz abgesehen, kann man den Song auch als einen Brückenschlag zwischen dem frühen Gitarrenpop und den allmählich aufkommenden psychedelischen Experimenten verstehen: Taxman ist letztlich minimalistischer Funk, plus verzerrter Akkorde gegen einen tanzbaren Rhythm & Blues-Beat.
(George Harrison "taxman" bei YouTube)
Was soll ich sagen, da gebe ich David Fricke natürlich völlig recht. Wenn man indes den Raga-Touch der Melodie in Betracht zieht, und die vielen Überstunden, die George Harrison und Geoff Emerick bei Taxman und Revolver überhaupt in den Gitarrensound investierten, klingt hier auch schon etwas Zukünftiges an : die Auseinandersetzung mit der Sitar und indischer Musik ganz allgemein, Songs wie "Love You Too" und "The Inner Light" kündigen sich an am heiteren Horizont. "Wir waren extrem pingelig in Soundfragen", sagte Emerick über seine Arbeit mit Harrison. "Und dich glaube wirklich, er war langsam frustriert. Er hatte ja die ganzen Gitarrensachen gemacht und wollte nun in eine ganz andere Richtung", 'Within You, Without You', da zog es ihn hin. Die drei anderen Beatles waren entsetzt, aber der Druidicus Magnus in George Harrison meinte es vollkommen ernst!"